Amed – Mehr als nur Altmetall

„Auf Bali tauchen? Ach du willst zur Liberty!“ Das Wrack der Liberty ist sicherlich der bekannteste Tauchplatz Balis und wird häufig mit Tauchen auf Bali gleichgesetzt. Auch für mich war das Wrack ein Grund, um noch einmal hierher zu kommen. Allerdings bietet das Tauchen im Nordosten Balis noch einiges mehr…

Nachdem ich 2013 schon einmal in Kubu gewesen war und von dort aus auch Tauchgänge an der Liberty gemacht hatte, war mein erster Gedanke, dieses Mal direkt ein Hotel in Tulamben zu wählen, um möglichst nah an dem begehrten Tauchplatz sein. Allerdings brachte mich Simon, den ich auf Mabul (Borneo) kennengelernt hatte, auf die Idee, stattdessen lieber das Dorf Amed in Betracht zu ziehen, da es dort doch etwas netter sei und es, im Gegensatz zu Tulamben eine größere Auswahl an Hotels und Restaurants gebe. Mit Simons Ratschlag im Hinterkopf entschieden Verena und ich uns dann schließlich für die Surya Rainbow Villas in Amed. Ein kleines Bungalow-Hotel mit einer Tauchbasis, der mir bereits bekannten Two Fish Divers.

Amed war eigentlich einmal ein winziges Fischerdorf. Heute ist es eine Straßensiedlung, die sich entlang eines dunklen Kieselstrandes erstreckt und der Name bezeichnet mittlerweile den ganzen Küstenabschnitt. Der Ort hat im Vergleich zu den Touristenorten im Süden Balis eher rustikalen Charme – manche vergleichen es auch mit „Bali vor 20 Jahren“. Wer ein Kontrastprogramm zu Seminyak oder Kuta sucht und dennoch nicht auf Baden im Meer verzichten will, ist hier jedenfalls richtig.

Entlang des Strandes, an dem auch heute noch viele Fischer ihre Auslegerboote an Land parken, gibt es einige Restaurants und Bars, die teilweise zu Hotels gehören. Ein richtiges Nachtleben kann man hier aber nicht erwarten. Bei Anbruch der Dämmerung kann man dabei zusehen wie die Lampen-Fischer ihre Boote fertig machen und aufs Meer hinausfahren. Später sieht man ihren Lampenschein, mit dem sie ihre Beute anlocken, immer wieder mal über das dunkle Meer schweben. Da sich Amed im Nordosten befindet, kann man hier keinen spektakulären Sonnenuntergang erwarten. Es lohnt sich aber, früh aufzustehen. Dann hat man die Chance mit einem wunderschönen Sonnenaufgang am Strand entschädigt zu werden.

Schnorchelspot Jemeluk

Wer nicht tauchen gehen möchte oder zwischendurch einmal Lust auf Schnorcheln hat, dem kann ich die Bucht Jemeluk empfehlen. Hier findet man nicht nur ein Korallenfeld, das direkt an der Wasserkante beginnt, sondern auch einen kleinen Unterwassertempel in etwa 8 Metern Tiefe. Für halbwegs geübte Schnorchler und Freitaucher keine große Herausforderung und ein beliebtes Fotomotiv. Der Tempel ist mit einer Boje markiert. Leider hatte ich bei unserem Schnorchelnachmittag in Jemeluk keine Kamera dabei.

Tauchen um Amed

Die Tauchplätze um Amed bzw. generell die Tauchplätze an Balis Nordostküste sind von schwarzem Lavasand, -Kieseln und -Felsen geprägt, welche daran erinnern, das der Agung hier nicht weit ist. Die letzten Eruptionen waren erst im Juni diesen Jahres. Große Korralenriffe finden sich hier hingegen eher nicht. Allerdings gibt es durchaus Plätze wie beispielsweise „Pyramids“, an denen schöne Hart- und Weichkorallenblöcke zu finden sind. Die namensgebenden Pyramiden bestehen aus aufeinander gestapelten Betonquadern, die zur Aufzucht neuer Korallenböcke dort versenkt wurden.

Da die Two Fish Tauchbasis sich auf dem Gelände des Surya Rainbow Villas Hotels befindet, war das Tauchen sehr entspannt in unseren sonstigen Aufenthalt zu integrieren. Wenn ich tauchen wollte, musste ich lediglich am Vorabend Bescheid geben, damit die Basisleitung die Planung für den nächsten Tag machen konnte. Wer sich übrigens für technisches Tauchen interessiert oder bereits ein Brevet besitzt, der ist hier auch richtig. Yvonne Press, die deutschsprachige Basisleiterin ist eine engagierte Tech-Taucherin und Instruktor für diverse Level bis hin zum technischen Rebreather-Tauchen.

Sofern man nicht direkt vom Strand aus am Hausriff tauchen geht, wird in der Regel vom Boot aus getaucht, mit welchem man meistens nur ein paar Minuten links oder rechts den Strand entlang fährt, bis der Tauchplatz erreicht ist.

Liberty

Der Frachter USAT Liberty, der 1942 nach einem Torpedotreffer durch ein japanisches U-Boot an der Nordostküste Balis bei Tulamben auf den Strand gesetzt und aufgegeben wurde, rutschte erst 1963 bei einem Ausbruch des Agung ins Meer und versank. Heute ist das Wrack stark verfallen und in weiten Teilen in sich zusammengestürtzt. Dennoch kann man weiterhin die Ausmaße des immerhin einmal 125m langen Schiffs erahnen und es gibt immer noch Teile wie die beiden Bordgeschütze oder den Ladebaum, die nach wie vor zu erkennen sind. Ansonsten hatte ich häufig das Gefühl durch das Gerippe eines Schiffs zu tauchen.

Natürlich war ich auch dieses Mal an der Liberty tauchen. Mit dem Boot dauert die Fahrt vom Hotel etwa 20 Minuten. Ordentliche Strömung machte an diesem Tag den Tauchgang zu einer kleinen sportlichen Herausforderung, sorgte aber dafür, dass die Anzahl der Taucher überschaubar blieb.

Wer einmal zur Liberty kommt, dem kann ich (am besten zum Abschluss des Tauchgangs) das Feld mit den Sandaalen, überhalb des Wracks, empfehlen. Die Guides wissen, wo es ist. Sandaale kann man zwar auch an anderen Plätzen finden, aber in dieser Zahl habe ich sie bisher selten gesehen.

Makro

Neben der Liberty sind die anderen Unterwasser-Attraktionen um Amed deutlich kleiner. Vor allem auf den schwarzen Sandflächen finden sich viele Lebewesen im Makrobereich. Wer sich also für Mug-Dives begeistern kann, wird hier sicherlich seine Freude haben, wenngleich man nicht erwarten darf, dass es hier zugeht wie in der Lembeh-Strait.

Sidemount Schnuppern

Während unserer Zeit in Amed bekam ich das Angebot von Basisleiterin Yvonne, das Sidemount-Tauchen auszuprobieren. So verbrachte ich einen Nachmittag mit Yvonne und Divemaster Tom (mittlerweile Instructor: Glückwunsch!) am und im Pool, lernte die Grundlagen der Sidemount-Konfiguration und wie sich die beiden Systeme unterscheiden, die zum Testen zu Verfügung standen.

Im Wasser merkte ich dann schnell wie sich die Positionierung der Flaschen auf Trim und Tarierung auswirkt und nach ein paar ersten Runden, bei denen ich mich erst einmal „einfühlen“ musste, klappte auch das Tauchen auf dem Rücken oder mit nach vorne gestreckten Flaschen schon ganz gut, wie man es beispielsweise beim Passieren von Engstellen in einem Wrack machen würde. Was mich an der Konfiguration aber besonders überzeugt hat, ist die Tatsache, wie leicht man an die Ventile kommt (Sicherheit) und dass die benötigten Flaschen viel besser verfügbar sind als Doppelgeräte, welche es in der Regel nur bei speziellen Tech-Basen gibt. Ein Sidemount-Kurs steht jetzt jedenfalls auch auf meiner Agenda.

Der letzte Tauchgang

Amed war die vorletzte Station auf einer 6-monatigen Reise durch Süd-Ost-Asien. Von hier aus geht es noch einmal kurz nach Seminyak, um die letzten beiden Abende mit Cocktail beim Sonnenuntergang verbringen zu können. Den letzten Tauchgang auf dieser Reise habe ich aber in Amed gemacht. Es war ein entspannter, fast schon meditativer, 78-Minuten-Drift-Dive bei Pyramids.

Jetzt kommt die Tauchausrüstung erst mal wieder in die Tasche – aber Gozo und Marsa Alam sind zum Glück noch für dieses Jahr geplant! :-)

Meine Tauchausrüstung ist das letzte Mal auf dieser Reise zum Trocknen aufgehängt.

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[…] schon, seit ich auf Bali mal einen Sidemount-Schnuppertauchgang gemacht habe, will ich einen Sidemount-Kurs machen. Insbesondere weil ich im kommenden Jahr gerne […]


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