Ich hänge am Strömungshaken, versuche möglichst flach am Grund zu verharren und dabei die Kamera ruhig und stabil zu halten, während das vorbeiziehende Wasser doch ganz ordentlich an mir rüttelt. Plötzlich wird es dunkel über mir und ich höre gleichzeitig das aufgeregte Klopfen des Tauchguides gegen seine Tauchflasche. Entgegen der Strömung ist ein Manta direkt hinter mir aufgetaucht und zieht nun über mich hinweg. Würde ich den Arm ausstrecken, könnte ich ihn berühren! Ich ziehe das Objektiv ganz auf und versuche das elegante Tier in ganzer Pracht aufs Bild zu bekommen, doch es ist zu nah! Ich ärgere mich ein bisschen, den perfekten Moment verpasst zu haben, nicht ahnend, dass ich in den kommenden Tag noch dutzende solcher Begegnungen erleben würde. Bei einer Tauchreise in den Komodo Nationalpark denkt man natürlich an Begegnungen mit Mantas – aber dass diese so intensiv ausfallen würden, hätte ich vorher nicht zu hoffen gewagt.
Der Komodo Nationalpark liegt westlich der Insel Flores und besteht selbst aus drei Hauptinseln und unzähligen kleinen Inseln, Felsen, Untiefen und Unterwasserbergen. Bekannt ist er vor allem für die hier lebenden Komodowarane (gerne auch „die letzten Dinosaurier“ genannt). Aber Tauchern ist er vor allem als ein Paradies der Biodiversität und für starke Strömungen bekannt.
Nachdem Verena und ich von unserem Abstecher nach Australien wieder nach Bali und somit nach Indonesien zurückgekehrt waren, begab ich mich schon gleich am nächsten Tag auf den Weg nach Labuan Bajo auf der Insel Flores. Der Flughafen von Labuan Bajo ist für einen so kleinen Flughafen relativ gut angebunden, was bedeutet, dass es täglich mehrere Flüge von Bali und sogar von Jakarta aus hierher gibt. Bei weniger als einer Stunde Flugzeit von Bali aus kann man den Flug auch eingequetscht in den engen Sitzreihen einer indonesischen Budget-Fluggesellschaft noch gut aushalten. Die Anreise gestaltet sich somit deutlich einfacher als nach Raja Ampat, welches als Tauchrevier sicherlich der einzig ernst zu nehmende Konkurrent für Komodo ist.
Am Flughafen wurde ich abgeholt und zum Hafen von Labuan Bajo gebracht, welcher auch der Ausgangspunkt der meisten Liveaboards im Nationalpark ist. Ich hatte mich hingegen für das Resort von Scuba Junkie entschieden, welches direkt am Rande des Nationalparks auf Flores gelegen ist. Vom Hafen aus dauerte die Bootsfahrt zum Resort etwa eine Stunde und vermittelte schon einmal einen ersten Eindruck der Inselwelt des Komodo Nationalparks.
Anreise zum Resort von Scuba Junkies Komodo
Das Resort von Scuba Junkie Komodo liegt in einer kleinen Bucht und integriert sich weitgehend in die Landschaft. Vom Wasser aus ist nur der Steg und das Restaurant zu sehen. Der Großteil der „Zimmer“ sind einfache Hütten mit Rollos auf drei Seiten und einer Matratze unter einem Moskitonetz. Es kommt also ein bisschen Campingfeeling auf. Vom einem nahegelegenem Hügel aus kann man weit in den Park sehen und abends auch noch wunderbare Sonnenuntergänge betrachten.
Scuba Junkies Komodo
Zum Tauchen begibt man sich bereits früh morgens auf eines der drei recht großen Tauchboote, auf welchen man dann den ganzen Tag verbringt, wenn man sich nicht gerade auf einem der jeweils drei Tauchgänge befindet. Die Boote sind geräumig und verfügen auch über ein Sonnendeck und Toiletten, was auf Tages-Tauchbooten ja nicht unbedingt selbstverständlich ist.
Am Tauchboot auf Komodo
Schon gleich am ersten Tauchtag hatte ich mehrere Begegnungen mit Mantas und auch an allen weiteren Tagen gab es stets mehrere Sichtungen. Alle meine Hoffnungen, was das Tauchen mit diesen ganz besonderen Meeresbewohnern angeht, wurden dabei übertroffen! Sowohl was die Anzahl der Tiere anging als auch die Nähe und Dauer der Begegnungen, welche die Mantas selbst wählten, da wir bei einer Begegnung unsere Position nicht veränderten und die Mantas selbst entscheiden ließen, ob sie näher kommen möchten.
Mantas von Komodo
Neben den Begegnungen mit den Mantas verblassten die anderen Attraktionen der Unterwasserwelt des Nationalparks ein bisschen, aber es ist dennoch festzustellen, dass die Korallen hier an vielen Tauchplätzen mit Recht zu den schönsten und üppigsten der Welt zählen. Garniert wird diese Pracht mit teilweise sehr viel Fisch, wie die Bilder unten hoffentlich zeigen.
Korallen von Komodo
Wenn man sich die Zeit nimmt, kann man auf Komodo auch veritable Makro-Tauchgänge machen. Allein die oft sehr starke Strömung macht die Suche nach den Kleinstlebewesen nicht gerade einfach. An einigen geschützten Plätzen oder zur richtigen Zeit innerhalb des Gezeitenverlaufs findet man dann aber doch Gelegenheiten, um die Tierwelt Komodos, abseits der Mantas, zu bestaunen.
Weitere Meeresbewohner im Komodo Marine Nationalpark
An einem Abend währen meines Aufenthalts sind wir zum Sonnenuntergang noch einmal mit dem Tauchboot hinausgefahren. Allerdings lag der Schwerpunkt unseres Interesses diesmal ausnahmsweise nicht unterhalb der Wasseroberfläche.
Auf einer nahe dem Resort gelegenen Insel lebt nämlich eine Kolonie von mehreren tausend Fruitbats. Diese schwärme pünktlich nach dem letzte Sonnenstrahl aus und gehen auf ihre nächtliche Futtertour. Das Schauspiel des scheinbar endlos aufsteigenden Schwarms aus riesigen Fledermäusen ist durchaus beeindruckend.
Komodo Fruit Bats
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Bei einem Besuch im Komodo Nationalpark darf natürlich auch ein Besuch auf einer der „Dracheninseln“ nicht fehlen. An meinem letzten Tag ging es daher also nach Rica Island, wo man die frei lebenden Komodowarane aus nächster Nähe erleben kann. Hier noch ein paar Bilder von diesem Ausflug.
Die Drachen von Komodo
Die Woche auf Komodo war eine ganz besondere Erfahrung für mich und sicherlich ein Highlight in meinem Taucherleben. Abgerundet wurde dieses Erlebnis durch weitere beeindruckende Begegnungen in der Natur überhalb der Wasseroberfläche und auch durch die einzigartige Insellandschaft des Nationalparks.
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[…] ich auf Komodo bereits mit wunderbaren Mantatauchgängen verwöhnt worden war, lag die Messlatte natürlich hoch, was meinen darauf folgenden Trip nach Nusa […]