Als ich im März 2019 auf Lanzarote war um meinen ANDI Trimix Diver Kurs (L4 – Normoxic) zu machen, habe ich mich erstmals ersthaft mit Rebreathern beschäftigt. Die Heliumrechnung die ich damals zu begleichen hatte spielte dabei eine gewisse Rolle. Zumindest war sie der Denkanstoß in Richtung Rebreather gewesen. Aber natürlich begann ich mich bald auch für die sonstigen Vorteile der Kreislauftauchgeräte zu interessieren. Irgendwann hatte ich mich dann selbst davon überzeugt, dass so ein Gerät ein super Idee wäre. Bis mein erster Rebreather Realität werden sollte, war es aber doch noch ein etwas längerer Weg.
Seit meinem Aufenthalt auf Lanzarote ist nun schon wieder einige Zeit vergangen in der ich nicht nur mit dem Sidemounttauchen angefangen habe. Ich habe auch schon im Mai 2019 bei einem Rebreather-Testtauchen in Rheinbach den Scubaforce SF2 und den JJ-CCR getaucht – meine ersten Rebreather-Tauchgänge überhaupt. Im darauf folgenden Herbst habe ich dann einen ganzen Tag mit Erik Romanini im Tauchturm in Siegburg den X-CCR von iQSub ausgiebig getestet. Während drei Tauchgängen konnte ich bereits einige Skills absolvieren. So bekam ich ein Gefühl dafür, was diese überhaupt in der Praxis bedeuten. Im Winter 2019 habe ich dann an der gleichen Location mit Axel Söhngen-Hermle noch den Liberty von Divesoft in der Sidemount-Version getaucht.
Eigentlich hatte ich erwartet, nach diesen Tests eine gut informierte Wahl für ein Gerät treffen zu können. Doch nach den Schnuppertauchgängen, der Lektüre der Handbücher und so mancher Stunde in Internetforen, waren mir eher noch mehr neue Fragen gekommen. So beschloss ich – es wurde Frühjahr 2020 und Corona machte gerade ohnehin alle Reisepläne zunichte – dieses Jahr zu nutzen um auf allen Geräten die mir interessant erschienen, einen User-Schein zu machen.
So absolvierte ich also zunächst bei Erik meinen IANTD ART CCR Diver auf dem X-CCR. Anschließend folgte, ebenfalls bei Erik, der Cross-Over zum AP Inspiration. Eigentlich hatte ich den AP nicht wirklich auf meiner Liste, aber nachdem ich ihn bei Erik gesehen hatte und der „Briefkasten“ ja auch fast schon ein Klassiker ist, nahm ich ihn doch mal näher unter die Lupe. Im Sommer ging es dann an den Starnberger See zu Timo Zischka, wo ich den Cross-Over zum Liberty (Backmount) absolvierte. Zu Guter letzt machte ich noch bei Christopher Massad von Aquanaut den Cross-Over auf den JJ-CCR.
Was mir die Kurse brachten, war weit mehr als nur vier neue Plastikkärtchen in meinem Logbuch. Ich empfand die Kurse bei den unterschiedlichen Instruktoren und den Austausch mit ihnen als absolute Bereicherung. Um bei einer so komplexen Thematik wie einem Rebreather einen guten Einstieg zu finden war es sehr hilfreich für mich, die verschiedenen Ansichten und Bewertungen der Instruktoren in Theorie und Praxis zu erfahren. So fühlte ich mich allmählich in der Lage mein eigenes Bewertungssystem für die Wahl eines Geräts zu entwickeln. Schließlich konnte ich vorher auch nicht wirklich wissen, was mir an einem Gerät wichtig ist und was mich eher stören würde. So entstand über das Jahr hinweg eine lange Tabelle mit fast hundert Wertungskriterien, die ich für jeden Rebreather ausfüllte. Die Gewichtung der Kriterien veränderte und verfeinerte sich im Laufe des Jahres dann auch immer noch einmal. Ich lernte dabei, dass ich mit keinem der Geräte eine schlechte Wahl treffen würde. Vielmehr waren meine persönlichen Vorlieben am Ende ausschlaggebend für meine individuelle Entscheidung.
Nach diesem langen Entscheidungsprozess, war es also endlich soweit. Ich bestellte meinen ersten Rebreather (mit Nachweis meiner Brevetierung), überwieß ein stattliches Sümmchen an den Hersteller und dann wartete ich gespannte vier Wochen auf die Lieferung. Am Freitag dem 4. Dezember brachte dann ein Paketservice zwei große Kartons an meine Tür. Der Zusteller mit seiner Sackkarre sah mich dabei etwas vorwurfsvoll an – die Versandpapiere wiesen ein Gesamtgewicht der Lieferung von 63 kg aus. Der Absender: Divesoft – Die Firma welche den Liberty-Rebreather herstellt. Ich habe mich also für den Liberty entschieden. Genauer gesagt einen Liberty BMCL (mit Back-Mounted-Counterlungs).
Beim Auspacken fühlte ich mich wieder ins Kindesalter hineinversetzt. Ich öffnete erst mal alle Kartons und Verpackungen und wolle einfach alles sehen was geliefert wurde. Das größte Volumen nahm die große rote Transportkiste ein, die ich dank einer Aktion von Divesoft mitgeliefert bekommen hatte. Doch in dieser steckten wieder mehrere kleine Pakete mit den Baugruppen meines Liberty sowie mit jeder Menge Zubehör. Schnell hatte ich das halbe Wohnzimmer mit Plastikbeuteln voller Teile ausgelegt.
Die Lieferung des Liberty in zwei großen Paketen
Zwei große Pakete
Auspacken eines Liberty Rebreathers
Unboxing the Box
Meine personalisierte Liberty-Transportkiste
Noch mehr Päckchen
Blick in einen Karton mit Zubehör. Sogar einen eigenen Pass hat das Gerät.
Der Inhalt der Lieferung verteilt sich allmählich im Wohnzimmer.
Der Rebreather selbst war allerdings nur in jene Baugruppen zerlegt, in die man ihn üblicherweise ohnehin zerlegen können muss. Lediglich die Ventile der beiden 3-Liter-Flaschen waren herausgedreht, was vermutlich dem Versand per Express-Lieferservice geschuldet war. So dauerte es auch nur unwesentlich länger als bei einem normalen Zusammenbau, das Gerät (beinahe) tauchfertig zu bekommen. Natürlich war noch das Harness einzustellen und Kleinigkeiten an der Schlauchführung, etc. auf meine individuellen Wünsche anzupassen. Jedoch waren dies alles keine Aufwände, die gegen eine baldige Einweihung des Geräts sprachen.
Blick in den Kopf, bei ausgebautem Sauerstoffsensoren-Modul. Schön zu sehen die doppelte Ausführung aller Komponenten inklusive der Solenoids.
Das geöffnete Sauerstoffsensoren-Modul (eine Besonderheit des Geräts ist, dass es vier Stück davon hat, statt drei).
Detailaufnahme des Liberty Rebreathers von Divesoft
Eines der Handsets, nach dem ersten Einschalten.
Fast tauchfertig zusammengebaut (nur die Bleitaschen fehlen noch).
Der Liberty nach dem ersten Tauchgang.
Unter dem Zubehör, welches ich mir zusätzlich bestellt habe, befindet sich auch ein Lüfter, für das Trocknen der Sensoren.
So konnte ich schon am übernächsten Tag, dem Nikolaustag, mit meinem Freund Michael an den Steinbruchsee Hunsfels fahren, um dort mein Gerät einzuweihen. Bei, für einen deutschen See, hervorragenden Sichtweiten konnte ich mit meinem neuen „Rebbi“ das erste mal behutsam abtauchen. Zwar passte noch nicht alles – so muss ich mir beispielsweise erst noch die richtige „Wickelstrategie“ für die doch sehr langen Handset-Kabel aneignen – aber insgesamt war ich schon recht zufrieden. Nicht so ganz zufrieden hingegen, war ich mit dem Einlassventil meines alten Trockentauchanzugs, welches an diesem Tag leider nicht nur Luft, sondern auch einiges an Wasser in meinen Anzug ließ. Daher sah ich von einem zweiten Tauchgang ab, was meiner guten Laune aber keinen Abbruch tat.
Ich mit dem Liberty nach dem ersten Tauchgang.
Das bin ich, nach dem ersten Tauchgang mit meinem neuen Liberty in Hunsfels. (Die Handsetkabel trage ich jetzt nicht mehr so... :-))
Ich mit dem Liberty bei einem Tauchgang mit sehr bescheidenen Sichtverhältnissen.
Zwischenzeitlich habe ich schon weitere Tauchgänge mit dem Liberty gemacht und bin mir mit jedem mal sicherer, die für mich richtige Entscheidung getroffen zu haben. Natürlich kann das Setup immer noch ein bisschen optimiert werden, was ja durchaus auch Spaß macht. Erik meinte sogar das endet nie wirklich. ;-)
Die nächsten Schritte die ich mir vorgenommen habe, bestehen im Sammeln von Erfahrung, von Tauchstunden und dem Entwickeln von Routinen. Für nächstes Jahr plane ich, zu meinem OC-Ausbildungslevel aufzuschließen und einen normoxischen CCR-Kurs zu absolvieren. Damit würde ich dann viele meiner Ziele für die nächsten Jahre abdecken können. Ich denke dabei an so Dinge wie Truk-Lagoon oder Scapa Flow. Vor dem nächsten Level stehen aber erst einmal noch knapp 50 Tauchstunden auf dem Gerät, die ich gerne sammeln will.
Und zu guter Letzt werde ich mich auch an Fototauchgänge mit Kreisel heranwagen um einmal zu sehen wie nahe ich den Fischen denn so komme, seit ich nicht mehr am Blubbern bin.
Seit ihr Rebreathertaucher? Wenn ja, wie hat Euer Einstieg in das „Kreiseln“ ausgesehen? Oder seid ihr vielleicht selbst gerade am Überlegen, ob das blasenfreie tauchen etwas für Euch sein könnte? Ich freue mich, wenn ihr unten einen Kommentar hinterlasst und Eure Gedanken mit mir teilt.
Für den Fall das ihr euch beim Lesen des Artikels gefragt habt, was eigentlich ein Rebreather ist, habe ich noch diese kleine Linksammlung zusammengestellt:
Ein schon etwas älterer, aber anschaulich geschriebener Artikel aus der Zeitschrift TAUCHEN:https://www.tfs-siegen.de/uploads/Filme%20von%20Wulf/Kreislaufgeräte%20in%20Tauchen%202017_08.pdf
Eine Erläuterung des Verbands Deutscher Sporttaucher:https://www.vdst.de/erleben/erlebniswelten/rebreather-tauchen/
Ein recht umfangreicher Artikel auf Wikipedia:https://de.wikipedia.org/wiki/Kreislauftauchgerät
Und hier noch ein kurzes Erklärvideo, das ich ganz anschaulich fand:https://www.youtube.com/watch?v=CgIPSyNrrXo
[…] ausbilden lassen bevor ich meine Entscheidung getroffen habe. Seit vergangenem Dezember bin ich nun Besitzer eines Rebreathers und motiviert dabei, Stunden und Erfahrung mit dem Gerät zu sammeln. Damit ich die Gase für […]
[…] ich im Dezember 2020 meinen Rebreather erwarb, war mir natürlich schon klar, dass ich nicht auf dem User-Level (bzw. Advanced Recreational […]
Einen sehr tollen Bericht den du da verfasst hast :) ich stehe auch kurz davor mir einen CCR zuzulegen. Die Geräte hatte ich auch ins Auge gefasst und konnte auch welche Probe tauchen. Hast du deine gut sortierte Excel Liste noch ?
Da würde gerne mal ein Blick reinwerfen ;)
Viele Grüße Tim
Hallo Tim,
freut mich sehr, dass dir mein Beitrag gefallen hat! Ich sende dir meine Liste gern per E-Mail zu.
Viele Grüße, Alex