Wenn es ein Tauchplatz über Jahre hinweg bei diversen Umfragen und Rankings immer wieder unter die Top-10 der Welt schafft und nicht selten auf Platz Eins steht, dann muss schon etwas dahinter stecken. So dachte ich mir, als ich mich für einen Resort-Aufenthalt auf Pulau Mabul entschied. Von hier aus ist es nur noch einen Steinwurf weit zu den weltberühmten Tauchplätzen von Sipadan. Allen voran der Top-Spot Barracuda-Point!
Da das Tauchen im Marine-Nationalpark Sipadan auf täglich 120 Taucher beschränkt ist, muss man schon etwas Glück haben, um hier eine Genehmigung zu bekommen. Eine Möglichkeit hierzu ist ein Aufenthalt in dem Resort von Scuba Junkie auf der Nachbarinsel Mabul. Wer hier mindestens vier Tage taucht, bekommt einen Platz für einen Tagestrip mit vier Tauchgängen in Sipadan. Aber auch die Tauchplätze um Mabul und dem nahegelegenem Kapalai versprachen interessant zu werden.
Nach unserem Aufenthalt auf der malaiischen Halbinsel sind wir von Kuala Lumpur nach Tawau geflogen. Von dort aus ging es mit dem Taxi nach Semporna – einem leidlich attraktiven Hafenstädchen, welches jedoch das Tor zur vorgelagerten Inselwelt in der Celebessee ist. Hier finden sich Tauchbasen und Büros mehrerer Dutzend Tauchunternehmen. Nach unserer Ankunft in Semporna checkten wir im Büro von Scuba Junkie ein, das direkt am Hafen liegt. Da es bereits Nachmittag war, blieben wir eine Nacht in der, ebenfalls von Scuba Junkie betriebenen, Dive Lodge.
Am nächsten Tag ging es dann gleich um acht Uhr mit dem Speedboat nach Mabul. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde und ermöglicht gleich schon einmal einen Blick auf die Inseln, welche Semporna direkt vorgelagert sind.
Das Speedboat legte am Steg des Resorts an, auf welchem sich die komplette Tauchbasis mit den Equipment-Räumen und dem Kompressor befindet. Von hier aus kann man auch direkt zu Tauchgängen starten. Das eigentliche Resort beginnt erst 60 Meter hinter der Uferlinie. Somit wird die Brutzone der Seeschildkröten nicht gestört, die hier von Zeit zu Zeit an Land gehen, um ihre Eier abzulegen. Auf dem Gelände des Resorts gibt es auch eine kleine Schildkrötenbrutstation, in welcher die abgelegten Eier gesammelt und ausgebrütet werden, damit sie nicht (verbotener Weise) ausgegraben und verspeist werden.
In der direkten Nachbarschaft befindet sich ein Seenomaden-Dorf. Wie ich vor Ort vernehmen konnte, ist das Zusammenleben nicht immer ganz einfach. Die Seenomaden haben eine andere Auffassung von Umweltschutz, wie beispielsweise dem Umgang mit Müll. Die Resortbetreiber sind natürlich nicht begeistert, wenn der Plastikmüll aus dem Dorf am eigenen Strandabschnitt vorbei treibt. Auf der anderen Seite sind gerade kleine Inseln wie Mabul die Lebensgrundlage der Seenomaden und die Resorts auf der Insel reduzieren den zu Verfügung stehenden Platz durchaus erheblich. Man ist hier jedoch durchaus um ein friedliches Zusammenleben bemüht. So werden von den Resorts regelmäßige Strandreinigungen veranstaltet, an welchen sich die Dorfbewohner (insbesondere die Kinder) beteiligen. Für den abgelieferten Müll gibt es dann einen kleinen Geldbetrag.
Auf Mabul
Scuba Junkies Mabul Island
Scuba Junkie Dive Lodge Semporna
Die Insel ist in einem bequemen Spaziergang leicht zu umrunden. Hierbei kommt man sowohl durch das Dorf der Sea Gypsies sowie der malaischen Bevölkerung auf Mabul. Trotz der Enge auf der winzigen Insel bleiben diese beiden Gruppen räumlich getrennt. Bei einem Spaziergang durch das Dorf der Malaien entdeckten wir sogar einige Backpackerunterkünfte mit augenscheinlich sehr rustikalem Charme sowie die unabhängige Tauchbasis von Scuba Jeff, der auch gleich noch ein Dorm und eine Bar betreibt. Obwohl wir hier ohne weitere Absichten vorbeischauten, wurden wir sofort auf eine Tasse Kaffee eingeladen.
In Scuba Jeffs Reggae Bar
An unserem Ankunftstag hatten wir erst einmal Zeit uns einzurichten und zu akklimatisieren. Aber gleich am nächsten Tag begann für mich das Tauchprogramm. Alle Tauchgänge waren Bootstauchgänge, mit welchen die Tauchplätze von Mabul innnerhalb weniger Minuten zu erreichen sind. Von Steilwänden bis zu sandigen Mug-Dive Plätzen ist topografisch alles dabei.
Bei allen Tauchgängen waren Strömungen zu vernehmen, wobei die Stärke von einer leichten Bewegung des Wassers bis zur veritablen Waschmaschine variierte. So ließ ich mich beispielsweise 40 min. mit meinem Guide an der Lobster-Wall genannten Steilwand entlang schießen. Das machte zwar Spaß – viele Fotos habe ich bei diesem Tauchgang allerdings nicht gemacht ;-).
In den flachen Gewässern direkt vor dem Resort sind einige künstliche Strukturen aufgebaut, welche bereits eine erstaunliche Anzahl an Riffbewohnern angelockt haben. Überhaupt ist die Artenvielfalt hier durchaus bemerkenswert. Was ich hier bereits am ersten Tauchtag zu sehen bekommen habe, ist mir in einer Woche Ägypten nicht vor die Linse gekommen.
Mein Lieblingstauchplatz nennt sich AWAS, was soviel wie Vorsicht heißt. Das liegt daran, dass man hier in einer Zone mit viel Bootsverkehr taucht. Es ist ein simpler Tauchgang über sandigen Grund. Man wird vom Boot abgesetzt und taucht zum Resort-Steg zurück. Doch auch wenn der Tauchgang selbst nicht besonders anspruchsvoll ist, habe ich hier die mit Abstand meisten Critters meines Aufenthalts entdecken können. Die unterstehenden Bilder zeigen nur einen kleinen Ausschnitt von all den interessanten Kreaturen, die ich hier gefunden habe.
Tauchplätze um Mabul
Bereits am zweiten Tag unseres Aufenthalts ging es für mich nach Sipadan. Um sechs Uhr morgens bekamen wir ein kleines Frühstück und eine halbe Stunde später saßen wir bereits in unserem Tauchboot nach Sipadan. Die Fahrt dauert nicht länger als eine viertel Stunde.
Nach der Ankunft an der kleinen Insel muss man sich zunächst bei der dortigen Aufsicht anmelden. Es gibt auf Sipadan keine Übernachtungsmöglichkeit und die Insel ist auch nicht besiedelt. Lediglich ein paar Soldaten der ESSCOM – des Sonderkommandos zur Piratenabwehr – verrichten hier ihren Dienst. Nach der Anmeldung folgte eine kurze Einweisung in die Regelungen des Nationalparks und das erste Tauchgangsbriefing. Bald schon waren wir wieder auf unserem Boot und auf dem Weg zum ersten Tauchgang des Tages.
Wir tauchten zunächst im Süden von Sipadan an einer Steilwand. Im Briefing hatte uns Simon, unser Tauchguide und ausgewiesener Sipadan-Experte, bereits auf die möglichen Strömungen hingewiesen. Kurz nach dem Abtauchen war mir schnell klar, dass diese Hinweise genauestens befolgt werden sollten. Wir bekamen es schon ziemlich bald mit heftigen Strömungen in alle Richtungen zu tun – insbesondere die unangenehmen Abwärtsströmungen versuchten wir natürlich zu vermeiden und mein Buddy und ich waren froh, uns hierbei auf Simons riesigen Erfahrungsschatz verlassen zu können.
Belohnt wurde die Arbeit in und manchmal auch gegen die Strömung mit einer Menge Haisichtungen. Allerdings hatte Simon mich bereits schon vor den Tauchgang darauf vorbereitet, wohl kaum brauchbare Fotos von den Tieren machen zu können. „Everything here in Sipadan happens fast!“ hatte er gesagt. Und tatsächlich tauchten die Haie immer unvermittelt aus den unmöglichsten Winkeln des tiefen Meeresblaus auf, hielten zumeist deutlichen Abstand und verschwanden so schnell wieder wie sie gekommen waren. Dennoch waren mein Buddy und ich schwer beeindruckt von unserem ersten Tauchgang auf Sipadan. Doch es sollte noch besser kommen.
Den zweiten Tauchgang absolvierten wir angesichts der Strömungen am Midreef, welches etwas geschützter ist. Dennoch hatten wir weiterhin viele Sichtungen von Weisspitzen-Riffhaien, Grauen Riffhaien und auch Blacktips.
Wir waren endgültig angefixt von Sipadan und blickten voller Vorfreude nach einer Kaffeepause am Strand dem dritten Tauchgang entgegen. Endlich sollte es zum legendären Barrakuda-Point gehen. Und unsere Erwartungen sollten nicht enttäuscht werden. Praktisch direkt nach dem Auftauchen befanden wir uns in einer riesigen Schule von Jackfish. Simon meinte hinterher, dass es eine Schule mit 2000+ Tieren gewesen sein sollte (ob er wohl gezählt hat?). Dazwischen tummelten sich einzelne Tunfische und auch Haie. Ich wusste kaum noch, wo ich hinsehen sollte. Durch eine mal wieder heftige Strömung ließen wir uns anschließend einige Zeit lang am Riff entlang tragen bis wir dann endlich auf die Namensgeber dieses Tauchplatzes stießen. Direkt über unseren Köpfen tauchte eine Schule von Barrakudas über der Riffkante auf. Wieder hatte Simon später eine Zahl: Es sollten mindestens tausend Tiere gewesen sein. Nachdem sich zum Ende des Tauchgangs noch ein paar Schildkröten blicken ließen, tauchte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf und hörte schon die Ausrufe meines Buddies aus London, der kaum den Atemregler aus dem Mund genommen hatte: „Fucking awesome, absolutely mental … ridiculous!“
Abgerundet wurde unser Tag dann noch mit Tauchgang Nummer Vier: Hanging Gardens. Einer wunderbaren Korallenwelt.
Sipadan
An unserem letzten Abend, wir waren gerade dabei unsere Taschen zu packen, hörten wir den Ruf: „Baby Turtles, Baby Turtles on the Beach!“.
Die Schildkröten in der Brutstation hatten sich diesen Abend ausgesucht, um alle gleichzeitig zu schlüpfen und so wurden wir noch Zeugen, wie neunzig Babyschildkröten ins freie Meer entlassen wurden.
Schildkrötenbabys
Ich halte nicht viel von Rankings und Superlativen. Auch sind mir solche Bewertungen viel zu subjektiv als dass sie allgemeingültig zu treffen sind. In jeden Fall war das Tauchen auf Sipadan aber ein besonderes Erlebnis und sicherlich ein Highlight meines bisherigen Taucherlebens. Ich kann jedem Taucher, der einmal in der Gegend sein sollte, ein paar Tage auf Mabul nur wärmstens empfehlen.
Und nein: Ich bekomme kein Geld von Scuba Junkie! ;-)
[…] in Tulamben zu wählen, um möglichst nah an dem begehrten Tauchplatz sein. Allerdings brachte mich Simon, den ich auf Mabul (Borneo) kennengelernt hatte, auf die Idee, stattdessen lieber das Dorf Amed in Betracht zu ziehen, da es dort doch etwas netter […]