20 Lane Highway

Auf unserem Weg vom Inle-See nach Yangon haben wir noch einen Zwischenstop in Naypyidaw (auch Nay Pyi Taw, Nay Pyi Daw, etc. geschrieben) eingelegt.

Die neue Hauptstadt Myanmars ist eine in kürzester Zeit errichtete Planstadt und seit 2005 Regierungssitz. Laut offiziellen Angaben wurde der Regierungssitz vom südlicheren Yangon in die Mitte des Landes verlegt, damit er von allen Teilen Myanmars gut erreichbar ist.

Ebenfalls offiziell ist die Angabe, dass die Stadt bereits 2010 eine gute Milion Einwohner gehabt haben soll. Wenn man Naypyidaw besucht, kann man dies wahrlich schwer glauben. Einen Tag lang wurden wir von einem sehr netten Fahrer zu einzelnen Punkten der Stadt gefahren. Die Leere der Stadt vermittelte uns das Gefühl, durch das Grundgerüst eines Modells zu wandern, in das erst noch Leben eingehaucht werden muss.

Gigantische Stadtautobahnen spannen sich zwischen quadratischen Stadtvierteln, auf denen sich die wenigen Autos verlieren. In den nach Funktionen eingeteilten Stadtvierteln – Regierungs- und Verwaltungsviertel, Militärareale, Hotelbezirke und Shoppingareas – ist man ziemlich allein auf weiter Flur. Die wenigen Menschen, die da sind, pflegen sorgfältig die großen Gebäude und Grünanlagen. Ein Blick vom Aussichtspunkt Mount Pleasant auf die Stadt hinab zeigt, dass einige Stadtviertel Grünflächen sind, umrahmt von leeren Straßennetzen. Auch offenbart sich, dass die Stadt nicht für Fußgänger oder Fahrradfahrer konzipiert wurde. Die Vorstellung der modernen Mobilität umfasst scheinbar nur das Auto. Sogar der Außenbereich des riesigen 2010 eröffneten Militärmuseums ist nur mit dem Auto zu erkunden, also ein Drive-Thru-Museum.

Das Highlight jedoch ist die zwanzigspurige Autobahn, welche am Parlamentsgebäude vorbei führt. Auf seine ganz eigene Weise ist dieser Ort sicherlich einzigartig in der Welt.

Als wir am Abend in unser Hotel zurückfahren, sind wir etwas erschlagen von der Gigantomanie und der Abwesenheit von Leben in dieser Stadt. Die Süddeutsche Zeitung beschrieb einen Besuch in Naypyidaw als eine „eine[r] dröhnenden Leere, die wirklich wehtut“ (Link zum Artikel). Ich weiß jetzt, was damit gemeint ist.

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