Was mir an jedem Fleck Indiens auffällt ist der Müll. Der Müll ist allgegenwärtig. In den Straßen, in den Gewässern, in den Parks, in den Tempelanlagen, entlang des Bahndamms, auf den Feldern – überall. Auf der Eisenbahnfahrt von Kalkutta hierher habe ich mich bei dem Blick aus dem Fenster gefragt, ob es wohl auch Plätze gibt, die nicht vom Müll bedeckt sind. In Kalkutta wurden wir bereits darauf aufmerksam gemacht, dass es viele Leute gibt, die ihren Müll einfach aus dem Fenster werfen. Das dies stimmt, ist nicht zu übersehen. Dabei gibt es eine Müllabfuhr. Aber sie kommt nicht zu jedem Haus, sondern zu Sammelplätzen, zu denen man den Müll bringen muss.
Hier auf dem Land ist es fast noch schlimmer. Die Menschen müssen ihren Müll selbst verbrennen. Nach der Begrüßung hier im Waisenheim in Jemo hat man uns gesagt, wenn wir einen Beutel Müll zusammen haben, dann sollen wir ihn auf einen Haufen gleich neben der Einfahrt schmeißen. Wenn sich genug gesammelt hat, würden die Jungs ein Feuer machen. Aber was sollen sie sonst auch tun? Ihn vergraben? Das großen Glück ist nur, dass sie hier viel weniger Müll produzieren als wir bei uns in Deutschland. Ich stelle mir vor, wie es hier aussähe, wenn jede Indische Familie so viel Hausmüll produzieren würde wie wir selbst.
Zwei Tage später erleben wir die Müllverbrennung hinter dem Waisenheim direkt mit. Der Qualm von Plastik stinkt und brennt in den Augen. Sie verbrennen auch Kleider, die nicht mehr tragbar sind. Diese Feuer sind der Hauptgrund, weshalb auch hier am Land die Landschaft permanent unter einer Dunstglocke zu hängen scheint. Es riecht ständig nach Qualm.
Ich sehe zu und meine westeuropäisch-ökologische Prägung sorgt dafür, dass sich alles in mir sträubt gegen das, was da passiert. Aber gleichzeitig ist mir auch klar, dass ich sie schlecht verurteilen kann. Sie haben keine Infrastruktur, keine Lösung. Und ich habe sie auch nicht.
Müllverbrennung